Namibias Norden – von Elefanten und Robben

Nach der Sightseeingtour durch Windhoek begann die wirkliche Rundreise durch Namibia. Wir fuhren Richtung Norden. Die Holzschnitzermärkte von Okahandja waren unser erster Stopp. An den unzähligen Ständen werden einige der schönsten Kunsthandwerkserzeugnisse des Landes angeboten. Ein wenig später – wir waren wieder auf den großen Fernstraßen unterwegs – stoppte unser Guide plötzlich den Bus mitten auf der Straße. Er deutete uns aus zu steigen. Ratlos blickten wir uns an. Draußen zeigte er auf seine Entdeckung: es war eine von einem Auto zerquetschte Puffotter. Sie war hellbraun und nicht sehr lang, jedoch relativ dick. (Die Puffotter ist eine der gefährlichsten Schlangen der Welt, denn sie verkriecht sich nicht, sobald sie Menschen hört oder spürt. Sie wartet einfach ab und tritt man versehentlich auf sie, beißt sie sofort zu. Sie ist für die meisten Giftangriffe in Afrika verantwortlich und kann mit ihrem Gift bis zu 5 Menschen töten.) „Unsere Rundreise fängt ja gut an…“, spukte es durch unsere Köpfe.

Gebiet um den Waterberg

Die Nacht verbrachten wir in einer wunderschönen Lodge auf dem Waterberg Plateau. Es gab einen Pool und am angrenzenden Reservat konnte man private Safaritouren mit dem Jeep unternehmen. Zum Sonnenuntergang versammelte sich unsere Gruppe auf der Terrasse. Mit einem leckeren Cocktail in der Hand genossen wir das Spektakel. Die Sonne tauchte das atemberaubende Umland in tiefes Rot, warmer Wind wehte uns um die Nase, Vögel zwitscherten, in der Ferne sahen wir Zebras und Springböcke. Es war wunderschön.

Einer der Österreicher wandte sich zu uns, erzählte von seinen Reisen und sagte dann etwas, das ich mein ganzes Leben lang nie wieder vergessen werde: „Reist so viel ihr könnt. Sie können euch euer Geld wegnehmen. Euer Auto. Euer Haus. Aber die Erinnerungen an bereiste Länder, die Erinnerung an all die wunderschönen Orte auf der Welt, die Erinnerung an GENAU DAS HIER kann euch niemand nehmen. Sie werden für immer bestehen… in euch.“

Elefant im Etosha Nationalpark

Am nächsten Tag fuhren wir zum Etosha Nationalpark, dem Safari Mekka Namibias. Er ist der bekannteste und wildreichste Park des Landes und erstreckt sich auf einer riesigen Salzpfanne. Im 22.000qkm großen Park gibt es mehrere befahrbare Schotterpisten und dutzende Wasserlöcher, an denen man morgens und abends die Tiere besonders gut beobachten kann.

Wir fuhren mit unserem robusten Bus durch den Park. Die Straßen sind mit riesen Schlaglöchern durchzogen und es schüttelte uns ganz schön durch. Es war sehr lustig und unterhaltsam. Unser Guide fuhr hin und her uns versuchte die scheuen Tiere ausfindig zu machen (er erzählte, dass es auch Tage gäbe, an denen man nicht eines der Big Five zu sehen bekam). Die „Big Five“ sind die „großen“ Tiere Namibias: Löwen, Elefanten, Nashörner, Wasserbüffel, Leoparden.

Nest der Siedler-Webervögel

Wir verbrachten den ganzen Tag im Park und sahen unzählige Tiere. Zebraherden, mehrere Giraffen, die verschiedensten Antilopen und Springböcke, Kudus, Oryx und Gnus und hunderte von Vögeln. Wir besuchten verlassene Straußennester, in denen kopfgroße Eier lagen und näherten uns den enormen Nestern der Siedler-Webervögel. Die kleinen Vögel bauen ihre immensen Gemeinschaftsnester in den Baumwipfeln und an Telefonmasten. In ihnen können mehrere Tausend Tiere Platz finden.

Wir fuhren in unserem ruckelnden Bus umher, kreuzten hier und da einen Jeep und plötzlich waren in der Ferne, mitten im Nirgendwo 2 große Elefanten zu sehen. Sie kamen direkt auf uns zu. Unser Guide hielt das Fahrzeug an, alles war ganz still. Alle klebten gebannt an den Fenstern und hielten ihre Kameras bereit. Die Dickhäuter kamen immer näher und spazierten schließlich gemächlich an unserem Bus vorbei – 2 Meter von uns entfernt. Wir konnten ihre Augen sehen, ihre faltige, staubige Haut und die großen Ohren. Wir hörten das dumpfe Geräusch ihrer Schritte im Staub. Es war ein unbeschreiblicher Moment. Unvergesslich.

Löwen in Etosha Nationalpark

Kurze Zeit später kamen wir an mehreren, niederen Bäumen vorbei. Im Schatten darunter lag ein Rudel Löwen. Es waren ca. 15 Tiere. Große ausgewachsene Weibchen mit ihren Jungen, die tollpatschig herum sprangen und ein Männchen mit wuscheliger Mähne, das im Hintergrund umherstreifte. Wir hielten mit dem Bus ca. 5 Meter von ihnen entfernt, doch es schien als würde es sie nicht stören. Sie wären die Fahrzeuge gewohnt und wissen, dass ihnen keine Gefahr drohe, so unser Guide. Es war wirklich ein tolles Erlebnis die wilden Tiere in ihrer „freien“ Wildbahn von so Nahem zu sehen.

Später kamen wir wieder an Giraffen und Zebras vorbei und ganz am Ende unserer Tour durch den Park entdeckte unser Guide sogar ein Nashorn im Gebüsch. Einige aus unserer Gruppe konnten es mit den großen Teleobjektiven ihrer Kamera ablichten, doch Heidi und ich sahen leider nur eine schwache Silhouette hinter dem verdorrten Gestrüpp.

Zum Abschluss unserer erfolgreichen Safari begaben wir uns zu einem der Wildlife Resorts im Park und beobachteten am dazugehörigen Wasserloch die zahlreichen versammelten Tiere. Hier teilten sich Zebras, Springböcke, Gnus, unzählige Vögel und breitbeinig stehende Giraffen den Platz am begehrtem Wasser.

Sonnenuntergang am Etosha Nationalpark

Den Abend verbrachten wir in unserer luxuriösen Lodge außerhalb des Nationalparks. Die geräumigen Chalets befanden sich sichelförmig angelegt um ein offenes Hauptgebäude. An jenem Abend saßen wir noch lange mit unseren Cocktails auf der Terrasse des Resorts, sahen die Sonne blutrot untergehen und sannen über unseren unvergesslichen Tag in Etosha nach.

Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Südwesten durch das Damaraland. Wir besuchten den Petrified Forest, in dem viele versteinerte Bäume zu sehen sind. Schöne Spazierwege führen durch das trockene Gebiet, das mit den bis zu 30m langen Baum-Felsen durchzogen ist. Sie sehen aus wie gerade umgefallene Baumstämme und sind ca. 260 Mio. Jahre alt.

Felsgravuren in Twyfelfontein

Danach ging es durch das staubige, karge Bergland bis nach Twyfelfontein. Im Labyrinth aus Felsformationen findet man rund 2500 Gravierungen, die teils über 2000 Jahre alt sind. Das Gebiet ist von mehreren Wegen durchzogen.

Die Nacht verbrachten wir in einer rustikalen Lodge mit privatem Wildgehege. Wir genossen leckere Cocktails am Pool (pinker Guavesaft mit Vodka – sehr lecker!) und nahmen an der Führung durch das Gehege teil. Wir sahen mehrere Wildkatzen, darunter Geparde, die uns so nahekamen, dass sie sogar unsere Beine streiften (!) und einen Leoparden. Nun hatten wir also vier der „Big Five“ gesehen. Wuhu!

Leopard

Als nächstes ging es nach Swakopmund. Die große Stadt (28.000 Einwohner) an der Küste ist durch und durch deutsch geprägt. Es gibt schmucke, pastellfarbene Häuschen im Kolonialstil, palmengesäumte Prachtstraßen, deutsche Straßenschilder und sogar ein deutsches Brauhaus. Am schönen, weiten Sandstrand mit Promenade lässt sich prima spazieren (Achtung: sehr windig!).

Robbenkolonie bei Cape Cross

Wir besuchten auch Cape Cross, an dem es ein Sehfahrerdenkmal und eine überdimensional große Robbenkolonie gibt. Bis zu hunderttausenden Zwergpelzrobben tummeln sich hier. Das Spektakel ist zwar sehr „geruchsintensiv“ und laut, doch wirklich sehenswert. Dicke, träge Männchen bieten sich erbarmungslose Kämpfe mit Rivalen, kleine Babyrobben krabbeln im Sand umher und deren Mütter kreischen unentwegt.

„Ferrari“ des Damaralandes

In der nahen Walvis Bay unternahmen wir eine Bootstour. Wir schipperten ein paar Stunden lang durch die wogenden Wellen. Unzählige Pelikane umkreisten das kleine Boot und fraßen uns die Fische, die uns der Kapitän für die Fütterung gab, aus der Hand. Auch ein Seehund stattete dem Boot einen Besuch ab („Ein befreundeter Seehund, der jeden Tag vorbeikommt, weil er genau weiß, dass es hier viel zum Fressen gibt.“, so der Kapitän). Er schwamm mehrmals um das Boot, sprang dann in einem Satz zu uns herauf, blieb auf dem Boden liegen, ließ sich füttern und streicheln. Dies war ein wirklich tolles Erlebnis. Später gab es noch kühlen Sekt und frische Austern.

Namibias Süden – von Wüsten und Canyons

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