Kuba – zwischen Reggeaton und Revolution

Kuba – man denkt an Bilderbuchstrände, Palmen, Zigarren, bunte Oldtimer und Domino spielende Herren mit weißen Hüten. Und genau so ist es. Das ist Kuba.

Das Wasser ist glasklar, der Strand, weiß wie Schnee. Palmen säumen den Sand. Reggaeton Klänge, ein Hauch Abenteuer und Revolution hängen in der Luft. Pferdekutschen und rosa Cadillacs – „normale“ Autos gibt es nicht. Auch keine Fastfoodketten. Oder Smartphones.

Im Landesinneren: Dschungel, Tabakplantagen, Dörfer, in denen die Zeit vollends stehengeblieben zu sein scheint und Gauchos, die ihren Rinderherden hinterherjagen. Und dann kommt man nach Havanna, das so unglaublich atemberaubend ist, dass es schwer fällt passende Worte dafür zu finden. Eine vibrierende Metropole zwischen baufälligen Palästen, Bücherflohmärkten, Drogerien, die unterm Tisch amerikanisches Shampoo verkaufen, Rum und Che Guevara.

Kuba fasziniert und fesselt. Und all jene, die es auch ohne WLAN und top gestylte All-inclusive Resorts aushalten, die es wagen über den Tellerrand zu blicken, wird es tief berühren und nie wieder loslassen.

Havanna

Wir – Lisa und ich – flogen nach unserem Aufenthalt in Kanada mit Westjet von Toronto aus nach Kuba. Nach Varadero, DER Touristenhochburg im Norden der karibischen Insel. Wir hatten ein bisschen Angst vor tausenden Billigtouristen und partywütigen Spring-Breakern, doch unsere Befürchtungen blieben unbegründet. Klar, gibt es Partys. Klar, gibt es Plastikbecher und Happy Hours, doch wer sich ein Resort am Rande von Varadero sucht, der wird von all dem – sofern er möchte – nicht viel mitbekommen.

Es war Februar. Wir stiegen aus der kleinen Maschine und traten aufs Rollfeld. Die Sonne schien, die Luft war schwül, Palmblätter raschelten im Wind – Willkommen in der Karibik.

Die Einreise war unproblematisch und nach kurzer Zeit waren wir in der großen „Gepäckhalle“. Jeder einzelne Koffer wurde nochmals mit Spürhunden kontrolliert und jeder zweite Reisenden musste noch zusätzlich zur Zollkontrolle.

Vor dem Flughafen wartete schon das Shuttle unseres Resorts auf uns. Auf der Fahrt zum Hotel bekamen wir einen ersten Eindruck von der Insel. Ratternde Oldtimertaxis, wartende Arbeiter am Straßenrand, Plantagen, schöne und weniger schöne Hotels und schließlich unser Resort.

Oldtimer in Havanna

Es lag etwas außerhalb von Varadero, inmitten üppiger Vegetation. Es war schon etwas in die Jahre gekommen, hier und da fehlte ein Stückchen Fließe, doch die einzelnen Bungalows waren charmant und die Gärten und Grünanlagen rings herum sehr gepflegt.

Ein hölzener Steg führte uns unter den Palmen hindurch hinaus zum Strand. Hinaus zum blendend weißen, perfekten Strand! Das Meer war ruhig, ein paar Segelboote trieben weit draußen im glitzernden, kristallklaren Wasser, einige wenige Touristen spazierten am Strand entlang. Taumhaft.

In den nächsten Tagen genossen wir den Strand, das Meer und die leckeren Cocktails an der Beachbar.

der Weg von unserem Resort zum Strand

Nachmittags nahmen wir den Touristenbus (Hop-on Hop-off Tagesticket für 5 CUC) oder ein Oldtimertaxi, fuhren in die Stadt und bummelten durch die Marktstände und kleinen Shops. Es gibt keine internationalen Ketten, kein H&M, keine Nikeschuhe. Es gibt nur Souvenirs, Handwerkskunst, bedruckte Tshirts, Käppis mit rotem Stern, Muschelschmuck und Deko. Und Zigarrenshops.

Bis vor einigen Jahren durften Kubaner keine privaten Geschäfte betreiben. Alles was es gab, gehörte dem Staat und wurde dementsprechend kontrolliert. Erst seit kurzer Zeit dürfen auch private Shops eröffnen. Die Kubaner witterten ihre Chance und verwandeln so jeden Tag ihre Terrassen und Vorhöfe in provisorische, kleine Marktstände und werben um die Gunst der vorbeiziehenden Touristen. Friseur- oder Beautysalons sind sehr, sehr rar. Richtige Boutiquen mit Mauern aus Ziegeln sowieso.

Straßenszene in Havanna

In ganz Varadero gibt es nur ein „Shoppincenter“ mit Bars und weiteren Souvenirshops, einer Poststelle, einem Geldautomaten (vor dem sich unglaublich lange Schlangen bilden) und einem Lebensmittelgeschäft, das zwar sehr groß, doch nicht sehr vielfältig bestückt ist. Denn auch das ist Kuba. Es dürfen immer noch nur sehr wenige Produkte aus dem Ausland (USA, Europa) eingeführt werden. Wer ohne die bekannten internationalen Marken nicht leben kann, ist auf Kuba falsch. Es gibt – wenn überhaupt – nur eine Marke Shampoo. Es gibt keine Bahlsen Kekse oder Haribo Gummibärchen – es gibt nur ihre kubanischen (oder russischen oder chinesischen) Pendants, die nicht weniger lecker sind.

Auch in den Restaurants und Resorts darf man keinen europäischen Standard oder den Standard der Nachbarinseln wie der Dominikanischen Republik erwarten. Die Köche verfügen noch immer über eine sehr begrenzte Lebensmittelvielfalt. Viele Produkte dürfen schlichtweg nicht eingeführt werden, deswegen sollte man nachsichtig sein und sich nicht darüber ärgern, wenn es am Frühstück anstelle der erwarteten vielfältigen, bunten Obstplatten aus den tropischsten Früchten, manchmal nur Wassermelone gibt. Oder nur zwei verschiedene Sorten von Brot, oder Marmelade. Oder Käse.

Straßenmusiker in Havanna

Ab Varadero werden unzählige Tagesausflüge angeboten. Wir entschieden uns für einen Tagesausflug nach Havanna mit einer Aufführung im berühmten „Tropicana“ am Abend und einen Tagestrip nach Trinidad/Santa Clara/Cienfuegos (meistens kann man die Ausflüge direkt im Hotel bzw. beim Ansprechpartner der Reiseagentur vor Ort zB. TUI buchen – dies ist auch die erste Adresse für allgemeine Informationen über die Insel, evtl. Sicherheitsrisiken und über die beliebtesten Trips).

An unserem Ausflug nach Havanna holte uns ein großer, komfortabler Reisebus direkt am Hotel ab und sammelte nach und nach immer mehr Gäste ein. Deutsche, Österreicher, Schweizer und wir zwei Italiener (die Reiseleiterin war eine Deutsch sprechende, hübsche Kubanerin).

Wir fuhren Richtung Westen, vorbei an Zuckerrohrplantagen, kleinen Dörfern mit wild zusammengezimmerten Holzhütten, größeren Dörfern mit sehr kommunistisch geprägter Architektur, dichtem Dschungel und atemberaubender Küste und nach wenigen Stunden kamen wir in „La Habana“, wie sie von Kubanern genannt wird, an.

Havanna Wohnhäuser

Die Millionenmetropole, die nicht umsonst zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, besticht durch imposante Paläste und Prachtstraßen, malerische, schön gestaltete Plätze mit Springbrunnen, verwinkelte Gässchen mit uraltem Kopfsteinpflaster, quirlige Bars, zahllose Imbissstände und eine endlose Schlange an hupenden Oldtimern, die durch die engen Straßen düsen.

In Havanna herrscht eine ganz besondere, pulsierende Atmosphäre. Ältere Herren mit Hut sitzen auf Parkbänken und füttern Tauben, vor den besten Mojitobars bilden sich meterlange Schlangen, genauso wie vor den beliebten Imbissständen, dutzende Oldtimer stehen, den Pastellfarben ihrer Lackierung nach geordnet, am Straßenrand, Männer in weißen Anzügen spielen Trompete. Es gibt Bücherflohmärkte, Straßenmusiker und Stände, die grüne Käppis mit rotem Stern verkaufen. Voll behangene Wäscheleinen spannen sich kreuz und quer über die engen Gassen, in denen Kinder Fußball spielen. An Häusereingängen werden „verbotene“ Seifen und Bodylotion unter niederen Tischen verkauft (kein Scherz!). Verliebte, junge Paare knutschen an Häuserecken, andere tanzen eng umschlungen zu Reggaeton Vibes. Gebräunte Haut, knappe Shorts…

Hunderte von Reisenden und Einheimischen schlendern durch die Straßen der Stadt, aus jedem Lokal ertönt laute Musik, jeder zweite hält einen Cocktail oder einen Snack in der Hand. Gegrillte Maiskolben, ein Tütchen Erdnüsse, süße frittierte Teigstangen…

Malecón – Havannas Uferpromenade

Der Malecón, die belebte, breite Hafenpromenade, ist all abendlicher Treffpunkt von Liebespaaren, Freunden mit Rumflaschen, älteren Herren mit Hüten, die ihre Angeln in den Ozean halten, Straßenkünstlern, Touristen und all jenen Kubanern, die bis nach Amerika schwimmen wollen (auch kein Scherz!). Man hört das Rauschen der brechenden Wellen an der Kaimauer, die Luft ist warm und schwül, von fern ist immer noch Reggae Musik zu hören. Wehmütig sieht man hinaus auf das wogende Wasser. Und man denkt an die Revolution. Und an Castro und Che. Und an Freiheit.

Am Abend besuchten wir – zusammen mit hunderten anderen Touristen – das Carbaret „Tropicana“, die berühmteste Tanzrevue Kubas. Und was soll ich sagen, die Show ist zwar sehr touristisch, aber schön. Die Bühnenbilder und Kostüme sind toll. Die tanzenden Mädchen auch. Eine Flasche Rum und ein paar nette Tischnachbarn dazu und man erlebt einen unvergesslichen Abend unter kubanischen Sternen. (Eintritt ab 75 CUC)

Büchermarkt in Havanna

Spät in der Nacht wurden wir zu unserem Hotel zurückgebracht. Während der Fahrt sannen wir über den Tag in Kubas Hauptstadt nach.

La Habana, das bedeutet Nostalgie. Es bedeutet Lebensfreude. Aufbruchstimmung und Abenteuerlust. Die Stadt vibriert förmlich unter lauter Musik und jungen, aufstrebenden Kubanern, die ihre Chance auf eine vielleicht bessere Zukunft wittern. Havanna fasziniert. Und verzaubert.

Straßenszenerie in Trinidad

In Kuba gibt es zwei Währungen: den CUC (Peso convertible) und dem CUP (Kubanischer Peso). Reisende bekommen im Tausch gegen Euro oder andere Währungen ausschließlich den CUC. Alle Preise in Tourismusregionen sind auch in dieser Währung ausgeschrieben und man kann auf der ganzen Insel damit problemlos bezahlen (auch mit Euro lässt sich in den Tourismusgebieten ohne Probleme bezahlen). Der kubanische Peso dagegen, wird nur von den Kubanern selbst genutzt (im Ausland ist er wertlos). Hat man aber die Möglichkeit zB. an einem Imbiss in Havanna mit dem CUP zu bezahlen, ist es sehr viel günstiger.

 

Herstellung der Zigarren

Für unseren nächsten Ausflug fuhren wir, wieder mit einem großen Reisebus, Richtung Süden. Wir fuhren durch das Landesinnere, vorbei an dichtem Dschungel, sattgrünen Hügeln, Rinderherden, kleinen Dörfern, durch die nur schlammige Pisten führten und Schulen, an denen uns die Kinder in ihren Schuluniformen munter zuwinkten. Die Szenerie war wirklich wunderschön. Unsere Reiseleitung, diesmal ein junger, attraktiver Kubaner, erzählte uns unentwegt von kubanischen Sitten und Bräuchen, von der vielfältigen Flora und Fauna Kubas und von der Revolution. Er erzählte von den kostenlosen, renommierten Universitäten Kubas. Davon wie sehr die Kubaner ihren Che Guevara liebten. Er erzählte von der Lebensfreude und der Leidenschaft der Kubaner. Und von der Angst davor, dass sich Kuba irgendwann zu weit öffnen und seine Seele verkaufen könnte.

Che Guevara

Unser erster Stop war Santa Clara, das Mekka aller Che Guevara Fans. Im „Museo Memorial del Ernesto Che Guevara“ kann man unzählige, alte Fotos, seine Gewehre, Kleidung und Briefe bestaunen. Außerdem befindet sich hier seit 1997 die sterblichen Überreste des Revolutionärs. Das „Monumento a la Toma y Acción del Tren Blindado“ in der Nähe lohnt auch eine Besichtigung. Es zeigt die Originalwagons des gepanzerten Zugs, den Che entgleisen lies.

Beide Stätten sind streng bewacht und man spürt sofort, dass man hier „Staatsheiligutm“ betritt. Wenn man gedankenverloren durch das Museum streift, die ausgestellten Tarnuniformen und all die berühmten Bilder Che´s betrachtet und fasziniert den Geschichten der Guides folgt, umgibt einem ein ganz besonderes Gefühl. Man kann den Geist der Revolution förmlich spüren.

Cienfuegos

Unser nächster Halt war Cienfuegos. Die „Perle des Südens“ besticht durch atemberaubend schöne Paläste aus längst vergangenen Zeiten, einer hübschen Uferpromenade und breiten Prachtstraßen. Man schlendert durch die, zum UNESCO Welterbe gehörende, Altstadt und bestaunt all die imposanten Villen und palmengesäumten Straßen, man trinkt einen leckeren Mojito in einer der quirligen Bars und genießt die Sonne auf der belebten Kaimauer.

Straßenszene aus Trinidad

Danach ging es nach Trinidad, eine wunderschöne Stadt, die man auf keinen Fall verpassen sollte. Die engen, gepflasterten Straßen des Städtchens säumen pastellfarbene Häuser. Bunte, vor sich hin rostende Oldtimer stehen davor. Pferdekutschen rattern durch die Gassen. Alte Herren mit weißen Hüten sitzen an niederen Holztischen im Schatten und spielen Domino. Ältere Damen sitzen an den Fenstern, häkeln weiße Spitzendeckchen und beobachten das rege Treiben der Touristen, kleine streunende Kätzchen streifen umher. Braungebrannte Männer drehen Zigarren und hin und wieder biegen Gauchos mit ihren alten, knatternden Lastwagen um die Ecke. Trinidad erfüllt alle Kuba Klischees. Trinidad bedeutet pure Nostalgie.

Strand von Varadero

Unsere letzten Tage auf Kuba verbrachten wir faul am Strand. Wir genossen die Sonne, die Cocktails und die Reggae Musik, spazierten im kühlen, nassen Sand auf und ab, schwammen im kristallklaren Wasser und erlebten unser ganz persönliches kleines Kuba Abenteuer.

(Am zweitletzten Tag war das Meer gesperrt, da es dort plötzlich von giftigen Quallen wimmelte, deren Stich zwar nicht tödlich, jedoch sehr schmerzhaft wäre. Es handelte sich um blau – violett schimmernde Portugiesische Galeeren, deren Tentakeln bis zu 50m (!) lang werden können und in den wogenden Wellen praktisch unsichtbar sind.)

Kirche in der Nähe von Trinidad

Unser Fazit:

Kuba fasziniert. Es fesselt durch pure Nostalgie und Lebensfreude. Die Insel ist atemberaubend schön. Strahlend weiße Strände, klares, ruhig wogendes Wasser, sattgrüne Landschaft. Herzensgute, glückliche Menschen strahlen einem entgegen.

Kuba ist einzigartig. Ein ganz besonderes Gefühl von Abenteuer und Revolution liegt in der Luft. Kuba erzählt von Rebellion und von Gleichheit. Und von Freiheit. Und man hofft, dass sich diese kleine Insel seinen wunderbaren Charme für immer bewahren kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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