Mit einem organisierten Konvoi durch durch das Land aus Feuer und Eis – hier erzählt Moritz von seiner unvergesslichen Fotoreise nach Island.
Fotoreise nach Island – das Interview mit Moritz
1.Moritz, wann warst du in Island und warum hast du dich genau für diese Reisezeit entschieden?
Vor drei Jahren im Oktober habe ich meine erste Islandreise mit Daniel von Creative-Light Fotoreisen unternommen. Es war damals eine sehr intensive Woche mit tollen Erlebnissen, perfekt organisiert, und ich kam mit vielen Impressionen nach Hause. Die Woche war ideal, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, aber viel zu kurz, um die ganze Insel zu entdecken. Seither habe ich mich immer nach einer zweiten Islandreise gesehnt und häufig mit dem Gedanken gespielt, wieder bei Daniel zu buchen. Ich wollte unbedingt das nur im Sommer zugängliche Hochland entdecken, die Mitternachtssonne erleben, Papageientaucher fotografieren und am besten gleich den für mich ebenfalls noch neuen Westen der Insel kennenlernen. Durch mehrere glückliche Zufälle hat sich trotz der Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie Ende Juni 2020 unerwartet die Gelegenheit geboten, noch heuer eine Reise für Mitte Juli zu buchen. Island hatte gerade seine Grenzen für EU-Bürger wieder geöffnet (Bedingung für die Einreise war ein negatives Ergebnis beim Corona-PCR-Test nach der Landung am Flughafen Keflavik). Daniel hatte kurzfristig einen Platz auf seiner heurigen Hochland-Reise frei (die Halbinsel Snaefellsnes im Westen habe ich anschließend noch alleine bereist) und eine spontane Änderung meines Urlaubsplans war auch noch möglich. Durch den reduzierten Flugplan nach Island bestand zudem die Hoffnung, deutlich weniger Touristen anzutreffen. Optimale Bedingungen also, die Reise in Angriff zu nehmen.
2.Kannst du uns in ein paar Sätzen deine Islandreise beschreiben?
Wir waren gut eine Woche in der Gruppe mit mehreren Offroad-Fahrzeugen unterwegs. Für die restlichen Tage habe ich mich für eine Fortsetzung der Reise für einige Tage alleine mit einem günstigen Mini-Campervan entschieden, um ganz in Ruhe, spontan und unabhängig neue Orte zu entdecken oder bereits bereiste Naturschätze unter völlig anderen Bedingungen wieder zu erleben. Insgesamt dauerte die Reise also 13 Tage inkl. An- und Abreise.
Die Gruppenreise führte (mit unzähligen hier nicht genannten Zwischenstopps) nach der Landung am Flughafen Keflavik und einem negativen Corona-Test in Richtung Wasserfall Haífoss. Weiter ging es nach Landmannalaugar, nach Süden bis Hólaskjól und zurück. Über die Schotterpiste „Sprengisandur“ (F26) fuhren wir nach Norden. Von dort haben wir (durch gute Wetterprognosen motiviert) einen ursprünglich nicht geplanten Abstecher in die Ostfjorde unternommen, wobei der Sonnenuntergang und Sonnanaufgang dann trotzdem wieder einmal hinter den Wolken – aber wenigstens ohne Regen – stattgefunden hat. Anschließend sind wir zurück in Richtung Westen (Zwischenstopp am Dettifoss) und haben zur Erholung von den Strapazen ein ausgiebiges Bad in den Geothermalbädern von Myvatn genommen. Dieses war auch dringend notwendig, denn über die F35 (Kjalvegur bzw. Kjölur) ging es dann Richtung Süden nach Hveravellir (für ein zweites heißes Bad – diesmal bei tobendem Wind und klirrender Kälte). Anschließend fuhren wir nach Kerlingarfjöll, wo uns der isländische Sommer mit einer dicken Neuschneedecke eiskalt überrascht hat. Die Route führte weiter nach Süden zum „Golden Circle“. Endlich sahen wir die lang ersehnte Sonne bei angenehm warmen Temperaturen wieder, traumhafte Mitternachtssonne inklusive. Den letzten Tag genossen wir bei strahlend blauem Himmel mit einer mehrstündigen Wanderung zum Wasserfall Glymur, bevor es für die Verabschiedung der Gruppe zurück zum Flughafen ging.
Teil 2 der Reise führte mich zuerst in den Westen auf die Halbinsel Snaefellsnes, die auf kleinem Raum sehr viele unterschiedliche, typisch isländische, Landschaften bietet. Nachdem der Sonnenunter- und aufgang wie gewohnt wieder einmal hinter den Wolken stattgefunden haben, hieß es Flucht nach vorne: es ging über die Ringstraße nach Süden bis zum traumhaften Sonnenuntergang am Seljalandsfoss und am nächsten Tag weiter nach Vik i Myrdal, bevor ich wieder (durch strömenden Regen) zurück in Richtung Westen gefahren bin. Wie hätte es auch anders sein können, als dass die Sonne nun am letzten Abend, an dem ich in Reykjavik am Hafen spaziere und die Reise Revue passieren lasse, warm vom wolkenlosen Himmel scheint…?
3.Fotoreise nach Island: wie war die Organisation des Konvois? Waren alle Etappen durchgeplant oder spontan?
Wir waren mit drei geliehenen Toyota Land Cruisern zu sechst unterwegs. Die Reiseroute war bereits grob im Vorfeld festgelegt worden. Durch die Größe der Autos und die Dachboxen hatten wir jederzeit beste Aussicht und ausreichend Stauraum für unsere Koffer, Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Lebensmittel, Küchenutensilien, Fotorucksäcke und vieles mehr – kurz gesagt: alles was man braucht, um in der isländischen Wildnis zu überleben (und noch viel mehr). Während drei von uns im Zelt geschlafen haben, habe ich mich für die etwas regen- und windgeschütztere Variante mit Isomatte und Schlafsack zwischen den Koffern im Auto entschieden. Durch die Übernachtung im Auto/Zelt hatten wir ausreichend Flexibilität, um jederzeit auf die Witterung zu reagieren und kurzfristig aus verschiedenen Alternativen auswählen zu können. Hier hat sich die Erfahrung von Daniels über 20 Reisen nach Island definitiv gelohnt!
Für die Tage, an denen ich alleine unterwegs war, habe ich mir verschiedene Hot-Pots und Foto-Spots in eine große Island-Landkarte eingezeichnet und mehrere Routen bzw. Tagesziele für verschiedene Wetterprognosen zurechtgelegt. Einige Tipps habe ich zusätzlich noch von Daniel bekommen. Da das isländische Wetter jedoch so gut wie unberechenbar ist (und oft nur wenige Kilometer oder Minuten zwischen strahlendem Sonnenschein und stürmischem Regen liegen), ist es nie schlecht, sich nicht blind auf die Wetterprognose zu verlassen. Am Ende entschied aber nicht nur das Wetter, sondern auch der näher rückende Heimflug, dass mehrere Fotospots auf eine zukünftige Reise verschoben werden mussten. Den Großteil meiner eingeplanten Sehenswürdigkeiten habe ich letztendlich aber doch gesehen.
4.Welcher Abschnitt deiner Reise hat dir besonders gut gefallen? Welches sind deine Top 3 Island Sehenswürdigkeiten?
Island ist so unglaublich vielfältig, dass es schwer fällt, Favoriten zu bestimmen. Während bei meiner ersten Reise die Nordlichter über Skogafoss, Jökulsárlón und Vestrahorn zu meinen absoluten Favoriten zählten, waren es im Sommer eher die Gegenden um Landmannalaugar und Kerlingarfjöll, da sie so viele verschiedene Farben, Formen und Strukturen zu bieten haben. Weil unsere Wahrnehmung der Landschaft sehr stark vom Umgebungslicht abhängt, empfehle ich allen, ihre Route so zu planen, dass sie die Stunden um Sonnenuntergang und Sonnenaufgang möglichst an den schönsten Plätzen erleben. Für kurze Reisen würde ich definitiv Snaefellsnes und den (tagsüber allerdings meist viel zu überlaufenen) Golden Circle empfehlen, da dort die Dichte an gut zugänglichen Sehenswürdigkeiten unglaublich hoch sind und man mit wenigen Reisetagen sehr viele verschiedene Motive sehen kann.
5.Gab es einen besonders schönen Campspot?
Seit 2017 darf man in Island leider nicht mehr wild campen, da viele Touristen ihre Abfälle in der Natur entsorgt haben. Insofern hat der isländische Campingurlaub sicherlich einen Teil seiner Schönheit verloren. Meine beiden absoluten Lieblingsplätze kann ich euch daher leider nicht mehr empfehlen. Einen besonderen Charme hat aber sicherlich das Kerlingarfjöll Mountain Resort inklusive Camping-Areal, da es sehr entlegen in einem Tal im Hochland liegt, nur im 4×4-Jeep erreichbar ist und aus mehreren roten Holzhütten mit grünen Dächern besteht. Auf https://tjalda.is/en/map/ findet man außerdem einen guten Überblick der meisten Campingplätze und auch Informationen über die jeweilige Ausstattung.
6.Welches waren die wichtigsten Reisebegleiter/Gadgets für deine Islandreise?
Warme, wind- und wasserfeste Kleidung für ALLE Körperteile und wasserfeste Schuhe (ggf. zusätzlich hohe Stiefel). Für mich gehören außerdem auch meine Fotoausrüstung (mit ausreichend Akkus und Speicherkarten) dazu. Alles, was nicht 100% wasserfest ist, darf gerne mindestens doppelt im Gepäck sein. Auch wenn der Rest vom Körper trocken ist: Mit nassen Handschuhen (oder freien Fingern) bei Minusgraden im isländischen Sturm zu fotografieren macht wenig Spaß und ich hatte dieses Vergnügen mehrfach…
Nützlich sind auch ein auffüllbarer Wasserbeutel (braucht im Fluggepäck kaum Platz und kann vielerorts gratis mit Trinkwasser nachgefüllt werden), verschiedene Apps für Wetter, Straßen, Sonnenstand, Aurora, etc. und ein Strom-Inverter, um die eigenen Geräte auch im Auto laden zu können. Ein solcher kann zwar beim Camper-Verleih wie sehr viele andere Utensilien ausgeliehen werden, kostet unter Umständen im Verleih aber pro Tag mehr als beim Kauf im Internet…
7.Fotoreise nach Island: gab es ein ganz besonderes Island-Erlebnis?
Während die Aurora Borealis auf alle Fälle das Highlight der ersten Islandreise war, gehört zu den Highlights der heurigen Reise sicherlich das Furten von Flüssen. Es kann aber mit etwas Pech oder schlechter Vorbereitung sehr schnell auch zum negativen Erlebnis werden… Hier sind definitiv Vorsicht, ein erfahrener Begleiter, die Auswahl der richtigen Fahrspur und eine fehlerfreie Umsetzung hilfreich, damit das Auto nicht im Wasser versinkt… ? Nicht missen möchte ich auch die leider nur sehr kurze Begegnung mit einem Polarfuchs und den wunderschönen Sonnenuntergang hinter dem Seljalandsfoss.
8.Was würdest du zukünftigen Islandreisenden mit auf dem Weg geben?
Behandle die Natur auf jeder Reise mit Respekt, damit wir alle auch in Zukunft noch die schönsten Orte der Welt so unberührt wie möglich erleben dürfen. Dein Müll verrottet nicht. Erlebe die Natur, entdecke ihre Geheimnisse, genieße ihre Vielfalt. Geh kein unnötiges Risiko ein – Schilder warnen nicht zum Spaß vor Flutwellen oder Abbruchkanten. Freue dich auch über jede Minute schönes Wetter, aber ärgere dich nicht über schlechtes – es ist ein Teil vom Spiel im Land von Feuer und Eis. Und denke immer an das isländische Sprichwort: „Wenn dir das Wetter in Island nicht gefällt, warte einfach fünf Minuten“ ?
Mehr Impressionen und Fotos von Moritz‘ Reisen nach Island findest du auf seinem Instagram Account: @mozzit92
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