Markus und seine Familie erkundeten Island mit einem ganz besonderen Gespann: einem Offroad Wohnwagen (Geländewagen mit Wohnanhänger). Hier erzählen sie von ihrer einmaligen Reise ans nördliche Ende Europas – mit dem Offroad Wohnwagen unterwegs auf Island.
Mit dem Offroad Wohnwagen unterwegs auf Island
Markus, kannst du eure Islandreise grob in ein paar Sätzen beschreiben?
Wir, das heißt meine Frau Christine, unsere Tochter Theresa und ich, waren im August 2016 mit unserem Offroad Wohnwagen auf Island. Insgesamt waren wir 4 Wochen unterwegs. Da von Süddeutschland aus die An- und Abreise mit Fähre ab bzw. bis Dänemark zusammen schon eine Woche in Anspruch genommen hat, war das aus unserer Sicht auch das absolute Minimum an Zeit, die man zur Verfügung haben sollte.
Mit einem Offroad Wohnwagen unterwegs auf Island? Sieht man selten. Wie seid ihr darauf gekommen?
Als Paar waren wir mit Geländewagen und Zelt in Europa oder Nordafrika oder im Pick-Up mit Dachzelt im südlichen Afrika mehrmals unterwegs. Als Familie musste aus unserer Sicht eine Lösung entwickelt werden, wie man ganzjährig und vergleichsweise komfortabel reisen und zeitgleich Regionen auch abseits geteerter Straßen entdecken kann. Die Idee mit dem Anhänger entstand dann bei der Suche nach einer modularen Lösung für Alltag und Reise. Das Zugfahrzeug ist der voll alltagstaugliche PKW (Mercedes G 280, Baujahr 2008), der immer reisefertig gepackte Hänger ist dann für Wochenendtrips oder längere Reisen binnen 5 Minuten angehängt. Von der Stange gab es 2012 keinen passenden Trailer, daher war Eigenbau angesagt. Inzwischen sind wir mit unserem Gespann 100.000 KM on- und off-road gefahren. Die Lösung ist absolut passend für uns und unsere Art des Reisen.
Wie kam es zum Reiseziel Island?
Ich war 17 Jahre zuvor für 6 Wochen mit Fahrrad und Zelt auf Island. Übrigens auch eine sehr empfehlenswerte Art, dieses raue Land intensiv kennen zu lernen, nur Achtung: der Wind kommt tatsächlich immer von vorn. Die Faszination für die Insel hat mich nicht mehr losgelassen und meine Familie wollte nach der vielen Schwärmerei auch unbedingt dort hin. Wir drei sind uns nach der gemeinsamen Reise absolut sicher, dass die dritte Islandreise nicht mit 17 Jahren Abstand stattfinden wird.
Mit dem Offroad Wohnwagen unterwegs auf Island: wie sah eure (grobe) Route aus?
Wir kamen, wie jeder der mit Fähre anreist, in Ostisland in Seydisfjördur an und sind dann grob der Ringstrasse folgend gegen den Uhrzeigersinn in den Süden gefahren. Natürlich durften der Golden Circle und Reykjavik auf unserem Programm nicht fehlen, ebensowenig wie die Snaefellsnesshalbinsel. Dort haben wir die Fährverbindung von Stykkisholmur auf die Westfjorde genutzt, um diesen Teil der Insel auch kennen zu lernen. Nach einem Abstecher in den Norden waren wir noch einige Zeit im Hochland, in der Gegend um Landmannalaugar. Die Askja-Region war der gelungene Abschluss unserer Rundtour.
Welches sind eure Top 3 Island Sehenswürdigkeiten?
Zum einen die Odahraun bei der Askja und dort vor allem die Oase Herdubreidalindir. Egal aus welcher Himmelsrichtung man kommt, man ist stundenlang in fast vegetationsloser Lavawüste unterwegs und sieht bereits lange die majestätische Herdubreid, die Königin der isländischen Berge, vor sich. An deren Fuß befindet sich eine üppige grüne und blühende Oase. Das ist Erholung pur für Auge, Seele und den durchgerüttelten Körper.
Zweitens dann die Snaefellsnesshalbinsel: keine andere Region ist unserer Meinung nach so abwechslungsreich. Man findet hier alles, was Island ausmacht und das auf recht kleinem Raum: Gletscher, Berge, Lavafelder, raue Küsten, Thermalquellen usw. Snaefellsness ist daher auch der Tipp, wenn man nur wenig Zeit hat.
Drittes Highlight für uns sind ganz sicher die Westfjorde. Wale in Küstennähe, Robben am Strand, Polarfüchse; nirgendwo sonst haben wir so viele arktische Tiere gesehen wie in dieser abgelegenen, recht menschen- und touristenleeren faszinierenden Landschaft.
Gab es einen besonders herausfordernden Abschnitt eurer Route?
Spannend sind sicher alle Pisten abseits der Ringstraße. Für die Orientierung herausfordernd war für uns die Faxasund-Piste nahe Landmannalaugar. Die Piste verläuft über eine sehr lange Zeit in einem mäandernden Flusslauf mit unüberschaubar vielen Armen und man muss von einer Schotterbank zur nächsten furten, ohne die zu tiefen Wasserläufe zu erwischen. Wenn du Pech hast und eine Orientierungsmarke übersiehst stehst du plötzlich an einer Stelle an der du nicht mehr weiterkommst. Hat was von einem Labyrinth.
Gab es eine besonders schöne Straße/Piste, die ihr empfehlen könnt?
Auch da gibt es viele. Faszinierend für uns war als wir erstmals von der Ringstraße abgezweigt sind und die Piste zur Lakispalte gefahren sind. Da kann man einen herrlichen Rundkurs fahren. War für uns als Einstieg in die isländischen F-Tracks perfekt. Beeindruckende Lavafelder, unfassbar schöne Ödnis, herrliche Ausblicke auf Gletscher und Vulkankegel. Und wenn dann auch noch die Sonne scheint ist es perfektes Island. Übrigens: Island ist garantiert überall schön, dort wo die Sonne scheint.
Gab es einen besonders schönen Campspot?
Wir erinnern uns immer wieder gerne an unzählige tolle Übernachtungsplätze. Einer der schönsten war sicherlich in Südisland gegenüber der Vestmannjarinseln. Als wir dort ankamen war richtig übles isländisches Regenwetter. Es hatte so gestürmt, dass selbst die Fährverbindung auf die Inseln eingestellt wurde. Am nächsten Morgen war es aufgeklart und wir sahen, an welch herrlicher Ecke des Landes wir nächtigen durften.
Welches waren die wichtigsten Reisebegleiter/Gadgets für eure Islandreise?
Die beiden wichtigsten Kleidungsstücke sind in jedem Fall Regenjacken und Badeklamotten. Zum einen gibt es fast täglich jegliche Arten von Niederschlägen und zum andern war unsere Reise fast ein Badeurlaub, da es ja schließlich an jeder Ecke eine Thermalquelle gibt. Von warmen Flüssen über Naturpools bis Schwimmbäder gibt es dort ja alles. Unsere damals fünfjährige Tochter hat auf Island schwimmen gelernt.
Für die Pistenfahrten hat uns Burkhard Kochs GPS Offroadführer Island sehr geholfen, wohnwagentaugliche Offroad-Strecken zu entdecken.
Am wichtigsten für uns war jedoch unser Gespann, das uns trotz der materialmördernden Pisten ohne Defekt überall hin und wieder heil zurück gebracht hat.
Mit dem Offroad Wohnwagen unterwegs auf Island: gab es ein ganz besonderes Island-Erlebnis?
Die Menschen sind dort absolute Multitalente. Wir denken, dass dies aus der dünnen Besiedelung raus auch entstehen musste. Ein Beispiel? In Husafell angekommen wurden wir von einem Herrn freundlich angesprochen und er meinte, dass er der Bürgermeister wäre und uns herzlich begrüßen würde. Als wir uns nach dem Campingplatz erkundeten sagte er uns, er wäre zeitgleich der Campwart und wir könnten gerne bei ihm einchecken. Bei unserer anschließenden Frage, ob das Bad geöffnet wäre, erfuhren wir dass er auch der Bademeister ist. Er lies uns die Tür zum Thermalbad angelehnt und bat uns wenn wir das Bad wieder verlassen würden, einfach die Tür hinter uns zuzuziehen.
Was würdet ihr zukünftigen Islandreisenden mit auf dem Weg geben?
Bei meiner ersten Islandreise, wie schon erwähnt damals mit Fahrrad und Zelt, sind wir bei der dreitägigen Hochlanddurchquerung auf der Kjölurpiste trotz gutem Wetterbericht Mitte September in einem massiven Schneesturm geraten. Sehr gute körperliche Verfassung und die richtige Kleidung war die Voraussetzung, um da wieder gut rauszukommen. Das war dennoch nicht ungefährlich. Die Isländer weisen uns Touristen aus unserer Sicht zu Recht auf die Gefahren im Hochland hin. Binnen weniger Stunden verändern sich Furten durch Schmelze oder Niederschlag. Viele von uns Mitteleuropäern reizt ein solches „Abenteuer“, wir haben aber meist zu wenig Erfahrung damit. Ein Mietwagen mit Allrad aber ohne Bodenfreiheit reicht z.B für viele Strecken nicht aus, auch wenn es den Anschein macht oder man einen kennt, der das auch schon so gemacht hat und dabei einfach nur Glück hatte. Wir haben dieses Mal ein Pärchen getroffen, das, nach einer ersten für sie zu tiefen Furt, etwas ängstlich zwischen zwei Furten stand und die beiden sich erst in dem Moment im Klaren waren, dass sie das falsche Equipment oder die falsche Region gewählt hatten. Deswegen lieber etwas over-equipped unterwegs sein, um wenn notwendig noch Reserven zu haben. Der Faszination und dem Nervenkitzel tut das keinen Abbruch.
Wir kommen auf jeden Fall wieder!
Weitere Fotos und Impressionen anderer Reisen von Markus und seinem Offroad-Caravan findest du auf Instagram unter „6mal4“
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