Nach einem ungeplanten kurzen Zwischenstopp auf Faial, kamen wir sicher in Ponta Delgada an. Am Flughafen holten wir unser nächstes Mietauto ab (wieder ein kleiner, silberner Opel) und machten uns auf den Weg zu einem großen Supermarkt. Wir kauften das Übliche: Nudeln, Sauce, Bananen, Brot… Nun mussten wir nur wieder eine passenden Kartusche für unseren Gaskocher finden. Auf Flores gestaltete sich dieses Vorhaben, als realtiv schwierig und wir hofften, dass wir auf Sao Miguel schneller fündig werden würden. Doch weit gefehlt. Wir fuhren hin und her, fragten unzählige Einheimische, bis wir endlich einen Heimwerkermarkt fanden, der die ersehnten Gasflaschen führte. So, nun waren wir startklar.
Und wieder gilt, einfach ins Auto steigen, losfahren und die umwerfende landschaftliche Schönheit der Insel bewundern. Sao Miguel ist die größte und die am besten ausgebaute der Azoreninseln. Die Infrastruktur ist sehr gut. Es gibt Schnellstraßen, Tankstellen und immer wieder kommt ein Dorf mit Einkehr- und Versorgungsmöglichkeiten.
Die meisten Touristen, die auf das Archipel kommen, besuchen nur die große Azoreninsel. Dementsprechend voll sind die Hauptverkehrsstraßen und die Aussichtsplätze.
Wir fuhren an der östlichen Südküste entlang, vorbei an schönen Sanstränden und Buchten, an grünen Weiden voller Kühe und dichten Wäldern. Die Sonne schien und im Radio lief Enrique Inglesias rauf und runter.
Unser erster Stop war Vila Franca do Campo, ein guter Ausgangspunkt für Whalewatching. Wir fuhren zum Hafen mit schöner, neugestalteter Marina. Segelboote und kleine Kutter wackelten im Dock friedlich vor sich hin.
Wir buchten eine 2,5 stündige Walbeobachtungstour mit Terra Azul, die ihr Büro direkt am Hafen hatten (55€ pro Person). Wenig später schipperten wir mit einem großen Schlauchboot mit Hartboden auf das Meer hinaus. Unsere Gruppe bestand aus ca. 20 Personen – Portugiesen, Deutsche, Skandinavier, Italiener – alle in ihren schicken, leuchtenden Schwimmwesten. An Bord war auch ein Meeresbiologe, der uns Näheres über die Wale, Delfine und Küstenvögel erklärte.
Wir fuhren bis zu einer vorgelagerten Insel und umrundeten sie langsam mit dem Boot. Das runde, halboffene Eiland bildet eine hübsche Sichel um einen versteckten Strand, der von hohen Klippen umgeben und von außen nicht sichtbar ist (dort finden auch immer wieder RedBull Cliff Diving Wettkämpfe statt).
Weiter draußen im Ozean trafen wir schließlich auf die ersten großen Meeresbewohner. Delfine hüpften und schwammen vor dem Boot umher. Es war das erste Mal für uns, dass wir die schönen Geschöpfe in freier Wildbahn gesehen hatten. Nur wenig später war es dann soweit: die ersten Wale. Pottwale. Riesige, atemberaubende Pottwale nur einige Meter vom Boot entfernt. Sie schwammen friedlich neben uns her und spritzten mit ihrem Luftloch. Beim Abtauchen konnten wir ihre gewaltige Schwanzflosse sehen. Ein unbeschreiblich schöner Moment.
Wir begegneten mehreren Delfingruppen mit ihren Jungen. Die kleinen Tümmler waren erst wenige Wochen alt und noch sehr tollpatschig. Die schönen Tiere zu beobachten, war eines unserer absoluten Highlights auf den Azoren. Diese unvergesslichen Momente auf dem Wasser begleiten uns bis heute.
Nach unserer lohnenswerten Whalewatching Tour machten wir uns auf den Weg nach Furnas im Osten. Das Tal von Furnas zählt zu Top-Attraktionen von Sao Miguel. Von den zahlreichen Miradouros genießt man eine schöne Aussicht auf den grünen, großen Waldsee und das daneben liegende Dorf. Am Ostende der Gemeinde findet man die vor sich hindampfenden Caldeiras. Die hohen, aufsteigenden Dampfwolken und der beißende Schwefelgeruch der heißen Quellen sind schon von weitem sicht- und riechbar. Sie liefern mineralhaltiges Wasser und Schlamm für diverse Schönheitsbehandlungen im nahen Kurort. Am Nordende des Lagoa das Furnas gibt es auch ein kleines Geothermalfeld, das man auf sicheren, abgesteckten Spazierwegen erkunden kann (der Schwefelgeruch ist ziemlich stark). Es gibt blubbernde Schlammtöpfe, brodelnde Quellen und Dampfschlote zu bestaunen (in manchen heißen Erdlöchern wird das trationelle Eintopfgericht Cozido gegart).
Am späten Nachmittag machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Campingplatz. Von hier hatte man einen schönen Blick auf das Dorf Furnas, mit seinen Dampfwolken und den Fluss. Der Campingplatz ist modern, weitläufig und sehr gepflegt. Er erstreckt sich über mehrere Terassen und bietet offene Küchen mit Sitzgelenheiten und saubere, neue Toilettenhäuschen mit Duschen. Wir bauten unser Zelt auf, kochten Nudeln mit Sauce, plauderten mit ein paar deutschen Touristen und schliefen später friedlich in unseren Schlafsäcken ein.
Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Nordeste, im äußersten Osten der Insel. Auf der Küstenstraße kommt man an zahlreichen schönen Aussichtspunkten vorbei. Der Miradouro da Ponta do Sossego und der Miradouro da Ponta da Madrugada liegen hoch über den Klippen, sind sehr gepflegt und bieten unglaubliche Panoramablicke über den Ozean (es gibt Grillmöglichkeiten, Toiletten und Blumenbeete).
Wir besuchten die Praia da Viola, einen schönen schwarzsandigen Strand, der über einen kurzen Fußmarsch erreicht werden kann und die Ribeira dos Caldeiróes. Das für Touristen aufgebrezelte Bachtal lohnt einen Stopp. Man kann auf den gepflegten Spazierwegen durch das kleine Tal schlendern, malerische Wasserfälle und Bächlein bestaunen und picknicken.
Unsere Reise führte uns immer der Küstenstraße entlang Richtung Westen. In Porto Fomoso, einen schmucken kleinen Fischerdorf, machten wir Rast und genossen den Blick auf den schönen Sandstrand (einer der besten der Nordküste) und an der Praia de Santa Bárbara bei Ribeira Grande beobachteten wir eine ganze Weile die vielen Surfer in den tosenden Wellen. Der Strand ist sehr weitläufig, bietet Sanitäranlagen und hippe Bars.
Von Ribeira Grande aus fuhren wir der Küste entlang, vorbei an schönen Miradouros, Weiden und Wäldern, bis nach Sete Cidades im Westen. Das Dorf ist DER Touristenhotspot Sao Miguels und liegt malerisch an den beiden Seen Lagoa Azul und Lagoa Verde. Der eine See ist grün, der andere blau, beide nur durch eine schmale Brücke von einander getrennt.
Die Legende besagt, dass sich eine schöne Prinzessin in einen armen Hirtenjungen verliebt hatte, doch ihr Vater, der König, verbot ihr sich mit dem Jungen zu treffen und wollte sie stattdessen mit einem Prinzen vermählen. Die Prinzessin floh und traf sich auf der Brücke von Sete Cidades noch ein letztes Mal mit ihrem Geliebten. Beide weinten bitterlich und die Tränen aus den blauen Augen der Prinzessin und aus den grünen Augen des Hirtenjungen füllten die beiden Seen. Das Paar sah sich nie wieder, doch sie blieben durch die Seen für immer miteinander verbunden.
Und dann steht man am Miradouro Vista do Rei, umgeben von blühenden blauen Hortensienhecken und sieht diese schimmerden Seen vor sich, daneben ein friedliches kleines Dorf mit Häuschen mit roten Dächern, der Kraterrand ist über und über mit dichtem Wald bewachsen, am blauen Himmel ist nicht ein Wölkchen zu sehen und plötzlich erscheint einem das Märchen gar nicht mehr so unmöglich, angesichts dieses kleinen Paradieses.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Kraterseen befindet sich der Miradouro da Cumeeira, der eine ebenso spektakuläre Sicht auf das schöne Gebiet gewährt.
Wir fuhren zum Campingplatz in Sete Cidades, der am Waldrand am Ende des Dorfes liegt. Es ist ein kostenloser Platz auf einer riesigen, terrassenförmigen Wiese. Es gibt mehrere Grillstellen, Sitzmöglichkeiten, Wasser und ein Toilettenhäuschen mit Open-Air Duschen.
An unserem ersten Tag mussten wir den Campingplatz nur mit zwei weiteren Travellern teilen, die ihr Zelt am anderen Ende der großen Wiese aufgestellt hatten. Wir kochten Nudeln mit Sauce und kuschelten uns in unsere warmen Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen fuhren wir zum Naturschutzgebiet Parque Lagoa da Canário ganz in der Nähe. Durch den Park führen schöne Spazierwege, die Blicke auf einen, von Tannen umgebenen, Kratersee und auf den Lagoa Azul bieten.
Weiter ging es zum Pico do Carváo. Von seinem Aussichtspunkt hat man einen unglaublichen Panoramablick auf den taillenförmigen, leicht hügeligen Inselrücken.
Anschließend fuhren wir in die Serra de Àgua de Pau. Nach dem Kassenhäuschen (Eintritt 2€) schlängelt sich ein malerischer Pfad durch dschungelartigen, dichten Wald. Nebelschwaden hängen zwischen den Bäumen, Vögel zwitschern und nach 10 Minuten kommt man zu einem wunderschönen, warmen (!) Wasserfall, der sich in ein Becken ergießt, in dem man baden kann. Daneben befinden sich mehrere, von heißen Quellen gespeiste Badelöcher und ein modernes Duschhäuschen. Ein herrlicher Ausflug!
Am Abend fuhren wir wieder zum Campingplatz in Sete Cidades, an dem sich an jenem Abend dutzende Einheimische zum gemeinsamen Familiengrillen versammelt hatten (es war Samstag). Bis spät in die Nacht war es sehr laut und für uns wurde es unsere unruhigste Nacht auf den Azoren.
Es war unser letzter Tag auf Sao Miguel und den wollten wir am Lagoa do Fogo verbringen. Wir fuhren also wieder quer über die Insel zurück Richtung Osten. Die Straßen führten uns über malerische Hügel, vorbei an weidenden Kühen und Schafen, atemberaubenden Küstenabschnitten und dichten Wäldern bis wir schließlich am grünen Kratersee ankamen. Der Lagoa do Fogo liegt spektakulär in einer großen Caldeira, das Wasser schimmert, die umliegenden steilen Hänge sind mit Moos und Büschen bewachsen, am Wasser wird der weiße Sandstrand hin und wieder durch ein kleines Wäldchen unterbrochen. Wir genossen den unglaublichen Blick von den zahlreichen Aussichtspunkten – wieder einmal kein Wölkchen am Himmel. Der Ausblick auf den paradiesischen See war eines unserer Highlighs auf Sao Miguel.
Bevor wir wieder zurück nach Ponta Delgada fuhren, machten wir noch einen Abstecher zum Lagoa do Congro. Er liegt versteckt in einem dichten Laubwald und schimmert fast neongrün. Das Gebiet rund um den skurilen See ist mit schönen Spazierwegen durchzogen.
Dann ging es für uns wieder Richtung Flughafen. Wir gaben das Mietauto zurück und deckten uns in den kleinen Shops am Terminal mit Souveniers ein (heimischen Tee und Ananas).
Eine kleine Maschine von SATA brachte uns schließlich nach Lissabon zurück, wo wir die Nacht verbringen mussten.
Um uns ein Hotel in der Innenstadt zu sparen, wollten wir eigentlich am lissaboner Flughafen auf den Bänken in den Wartesäalen schlafen, doch die gesamten Terminals waren total überfüllt und man hatte es schwer auch nur einen einzigen freien Sitzplatz zu finden. Das hätten wir nicht erwartet. Nach langer Suche packten wir dann doch unsere Matten und Schlafsäcke aus (gott sei dank hatten wir unser ganzes Campingequipment dabei) und legten uns hinter ein paar Säulen schlafen. Nach einer unerwartet guten Nacht, flogen wir gleich am nächsten Morgen mit TAP nach Italien zurück.
♥
unbedingt ansehen! Lukas‘ wunderschönes Timelapse Video von den Azoren ♥