Auf nach Zentralasien! Von Georgien über Russland nach Kasachstan – Erfahrungsbericht

Auf nach Zentralasien! Von Georgien über Russland nach Kasachstan – Erfahrungsbericht

 

Für unsere Reise nach Zentralasien haben wir uns für die Anreise von Georgien über Russland nach Kasachstan entschieden. Hier unser Erfahrungsbericht:

Grenzübergang Georgien – Russland

Dauer: 5 Stunden
01.06.2023

Von Stepanzminda führt die Straße durch ein schroffes, dramatisches Flusstal in rund 10km bis zur georgisch-russischen Grenze.
An der Grenze angekommen darf nur der Fahrer im Wagen bleiben. Die Passagiere müssen einen separaten Durchgang benutzen (Haus ganz rechts). Ähnlich wie am Flughafen-Check läuft man dort durch eine Security Schleuse und bekommt anschließen den Ausreisestempel in den Pass. Je nachdem wie viel los ist, dauert dies keine 5 Minuten.
Der Fahrer fährt in der Zwischenzeit weiter zur Passkontrolle/Zoll. Kurzer Wagen-Check und Ausreisestempel in den Pass – fertig.

Der russische Grenzposten liegt ein paar Kilometer weiter.
An der ersten Schranke werden die Pässe kurz kontrolliert (wir wurden mit einem freundlichen „Ah Italia… Spaghettiiii!“ empfangen).
Dann muss man sich in die Warteschlange der Autos ganz rechts einreihen. Je nachdem wie viel los ist, bewegt sich die Schlange nur äußerst langsam voran.
An den Kontrollhäuschen angekommen, muss man als erstes zur Passkontrolle (erstes Containerbüro pro Fahrspur). Dort wird das russische Visum kontrolliert, die Daten werden erfasst und der Pass gestempelt.
Wenn alles in Ordnung ist, dauert dies rund 5 Minuten.
Wenn die Beamten entscheiden, dass Dein Visum oder Pass eine zusätzliche Kontrolle verdient, kann es (sehr viel) länger dauern.

(Wir haben für den Schritt ca. 1 Stunde gebraucht, da Lukas‘ Pass auch von anderen Beamten geprüft werden musste, wir dafür einmal quer über das Grenzgelände in ein anderes kleines Büro gebracht wurden und dort auf einen uns zugeteilten, „englisch sprachigen“ Beamten warten mussten, der Lukas‘ Pass und Visum dann abgesegnet hat.)

Nach der Passkontrolle geht‘s zum Fahrzeug-Check. Hier wird das Fahrzeug kurz durchsucht & man bekommt vom Beamten ein quadratisches Zettelchen ausgestellt.

Danach geht‘s zur Zollstelle (Customs) – dies ist der nervigste und oftmals langwierigste Punkt am russischen Grenzübergang.
Am Customs-Schalter muss ein Zolldokument ausgefüllt werden. (Das Dokument bekommt man am Schalter. Eine englische Version ist auch verfügbar.)
Findet der Zollbeamte einen Fehler, muss das Dokument erneut ausgefüllt werden. (Achtung: das Dokument muss schön leserlich und am besten in Großbuchstaben ausgefüllt werden.)
Das Zolldokument muss vom Fahrzeughalter in zweifacher Ausführung ausgefüllt werden.
Neben dem ausgefüllten Formular benötigt der Zollbeamte auch den Fahrzeugschein, den Führerschein, den Pass und das quadratische Zettelchem vom vorherigen Fahrzeug-Check.
Dann heißt es warten bis die Daten im System eingegeben werden. Dies kann auch mal 30 Minuten pro Fahrzeug dauern. Hier ist also Geduld gefragt.

PS: nicht wundern, wenn der Customs-Schalter geschlossen scheint. Die verdunkelten Scheiben werden immer mal wieder geöffnet und Zettel werden durch eine kleine Luke entgegen genommen bzw. ausgegeben.

Hat bei der Zollbehörde alles geklappt, kann man zum Ausgang fahren. An der letzten Schranke werden erneut die Pässe, das Zolldokument und das quadratische Zettelchen kontrolliert.
Et voilá – man ist erfolgreich in Russland eingereist!

Direkt nach der Grenze gibt es auf der rechten Straßenseite mehrere kleine Büros, bei denen man eine russische Autoversicherung abschließen kann. (Wir haben rund 2.300 Rubel für 15 Tage bezahlt.)

Fahrt durch Russland

Von der georgisch-russischen Grenze führt die Straße durch die nördlichen Ausläufer des Hohen Kaukasus.
Rund um Wladikawkas wird die Landschaft dann immer flacher.

Wir persönlich haben uns für die Strecke Wladikwakas – Grosny – Kochubei – Astrachan entschieden – eine Strecke von rund 700km, für die wir knapp 1,5 Tage gebraucht haben.

Die Straßen waren auf der gesamten Strecke sehr gut in Schuss (einzig die letzten 80km vor der russisch-kasachischen Grenze waren in einem schlechteren Zustand).

Auf der Strecke gab es zahlreiche Tankstellen. Der Diesel kostete umgerechnet rund 0,50€/l. Benzin war noch etwas günstiger.

Die Architektur, die Fahrzeuge und Alltagsszenen in vielen Gebieten haben uns sehr an Georgien erinnert.

Wir persönlich hatten nur wenig Kontakt mit den Einheimischen und wenn dann waren es Angestellte an der Tankstelle (alle sehr freundlich) oder Polizisten, an einem der vielen Checkpoints.

Insgesamt wurden wir an 5 regulären Checkpoints angehalten.
Jedes Mal haben sich die Polizeibeamten darüber gefreut Touristen zu sehen, wussten aber meistens nicht wirklich was sie mit uns anfangen sollen (nur die wenigsten sprachen englisch). Es wurden dann meistens die Pässe und Visas kontrolliert. Manchmal auch der Fahrzeugschein, der bei einigen für großes Aufsehen sorgte (einen italienischen DINA3 großen Fahrzeugschein aus Papier hatten sie noch nie gesehen!).

Vor allem die Beamten am ersten Tschetschenischen Checkpoint (also dort, wo die autonome Tachetschenische Republik anfängt), haben sich sehr darüber gefreut Reisende zu sehen und haben stolz ihr Google Translate gezückt und uns „in der Tschetschenischen Republik“ willkommen geheißen.

Übrigens: Tschetschenien ist eine autonome Republik innerhalb der Russischen Föderation und muslimisch geprägt. Überall sieht man Moscheen, Frauen tragen Hijab und Abaya – ein Fakt, der uns persönlich so vorher gar nicht bewusst war.

Nach insgesamt rund 700km und einer Nacht irgendwo in der russischen Pampa, erreichen wir zur Mittagszeit des nächsten Tages die russisch-kasachische Grenze.

Achtung: momentan funktionieren in Russland keine westlichen Kreditkarten! Für eine Reise durch Russland muss man entweder genügend russische Rubel in Bar mit sich führen oder im Vorfeld eine russische Debitkarte beantragen.

Grenze Russland – Kasachstan

Dauer: insgesamt 3 Stunden
02.06.2023

Am kleinen Dörfchen Karaozek befindet sich der kleine russische Grenzübergang. Die Grenze ist so klein, dass immer nur 2-3 Autos und 1-2 Lkws pro Seite abgefertigt werden können. Sprich: je nach Auslastung können sich berreits VOR dem Grenzzaun lange Warteschlangen bilden.

Wir persönlich mussten knapp 2 Stunden warten, bis wir am Grenzzaun waren. (Anders als zB an den Grenzen im Iran oder Irak gibt es hier trotz langer Wartezeiten jedoch kein Gehupe oder Gedränge – jeder stellt sich friedlich an und bleibt in der Schlange.)

Am Grenzzaun bekommt man pro Person einen kleinen Zettel ausgehändigt. Hinter dem Grenzzaun müssen Autos nach rechts fahren und die Lkws bleiben auf der Mittelspur.
Es gibt eine kurze oder ausführlichere Fahrzeugkontrolle. (Bei uns bestand der Beamte erst darauf, dass wir unser gesamtes Auto leer räumen, gab sich dann jedoch auch mit 2-3 ausgeräumten Taschen zufrieden.)
Anschließend müssen alle Passagiere zum Schalter der Passkontrolle (kleines Häuschen). Hier wird der Pass, das Visum, das kleine Zettelchen vom Grenzzaun und der Fahrzeugschein kontrolliert und man bekommt den Ausreisestempel.
Mit dem gestempelten kleinen Zettelchen kann man dann zur Schranke vorfahren und aus Russland ausreisen.

Es folgen ein paar Kilometer Niemandsland bevor man vor der kasachischen Grenzschranke steht. Hier wird einem erneut pro Person ein kleiner nummerierter Zettel ausgehändigt. Mit dem fährt man zur nächsten Schranke vor.
Dort müssen die Passagiere dann durch einen separaten Grenzübergang (großes Haus auf der rechten Seite). Im Haus befinden sich mehrere Schalter für die Passkontrolle. Je nach Auslastung bekommt man seinen Einreisestempel in wenigen Minuten und mit einem freundlichen „Welcome to Kazahstan!“.
Der Fahrer muss in der Zwischenzeit mit dem Wagen zur Fahrzeug-, Pass- und Zollkontrolle fahren. Auch dort geht alles sehr schnell und ist in wenigen Minuten erledigt.
Danach können die Passagiere wieder eingesammelt werden. Man ist nun erfolgreich in Kasachstan eingereist!

PS: die meisten Europäer können visafrei nach Kasachstan einreisen!

Gleich nach der Grenze befinden sich viele kleine (etwas schäbige) Containerbüros auf der rechten Seite. Hier kann man eine kasachische Kfz-Versicherung abschließen (wir haben umgerechnet rund 31€ für 15 Tage bezahlt. Es werden Rubel, Euro und USDollar akzeptiert).

Bei einem der Minimärkte kann man auch eine SIM Karte kaufen (Beeline 25GB 1 Monat gültig für rund 7.500 Tenge = 15,5€).

An der Grenze findet man zudem viele geschäftstüchtige Frauen und Männer, die als Geldwechsler fungieren. Der angebotene Wechselkurs ist zwar nicht spitzenmäßig, aber okay.

Im Allgemeinen verliefen beide Grenzen unkompliziert. Vor allem auf der russischen Seite dauert es zwar oft lange und geht nur langsam voran, doch das Grenzprozedere an sich ist einfach.
Wir persönlich haben alle (Grenz)Beamten – sei es in Georgien, Russland oder Kasachstan – als freundlich erlebt.

 

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11 Kommentare

  1. Elke
    8. Januar 2024 / 14:37

    hallo, danke für die Info
    viele Grüße
    Elke

  2. Elke
    25. Dezember 2023 / 15:05

    Hallo, weiß jemand ob es einen Grenzübergang von Russland nach Kasachstan gibt, an dem das russische e-Visa funktioniert- Einreise nach Russland über Georgien dann Rtg Astrakhan – danke für aktuelle Infos

    • 26. Dezember 2023 / 16:32

      Hallo Elke,
      laut unseren Informationen gibt es (noch) keinen Grenzübergang zwischen Russland und Kasachstan, an dem das E-Visum funktioniert.
      LG

    • 23. Januar 2024 / 14:15

      Hallo Elke
      Welchen Grenzübertritt konntest du mit dem e-Visum nach Kasachstan letztendlich nehmen?
      Wir wollen im April durch.

  3. Leon
    28. August 2023 / 17:44

    Gibt es Neuigkeiten zur Vergabe von Transitvisa in Tiflis?
    Bei der russischen Visaszweigstelle haben wir nach vielen Versuchen niemanden erreicht.

    Vielen Dank und alles Gute
    Leon

    • 31. August 2023 / 13:56

      Hallo Leon,
      lieben Dank für Deine Nachricht.
      Offiziell soll es wohl auch in Tiflis noch keine Transitvisa geben.
      ABER wir haben hier in Zentralasien mehrere Reisende getroffen, die ein Transitvisa aus Tiflis hatten.
      Sie alle berichteten, dass sie einfach hingegangen sind mit allen nötigen Unterlagen (vorher hatten sie sowohl telefonisch, als auch per Email niemanden erreicht).

      Wir können also nur von den Erzählungen anderer Reisender berichten. Aber es ist wohl möglich.

      Hoffe, das hilft weiter.
      LG aus Kirgisistan,
      Valeria

    • Johanna
      25. September 2023 / 9:03

      Hallo zusammen, wir haben einfach online evisa beantragt. Das geht seit August und dauert maximal 4 Tage. Mit denen darf man sich 11 Tage in Russland aufhalten. Kann man ab 40 Tage bis 4 Tage vorher beantragen und hat dann ein Einreisefenster.

      • Stephanie
        19. Oktober 2023 / 21:35

        Hallo Johanna,

        welchen Grenzübergang habt ihr mit dem evisum genommen? das geht ja mit nicht an allen.

        liebe Grüße

      • Lara
        15. Dezember 2023 / 13:55

        Seid ihr auch nach Kasachstan eingereist? Dann würde mich auch interessieren, welche Grenze ihr mit dem e-Visum nehmen konntet. Für die Einreise aus Georgien ist es ja möglich aber rein nach Kasachstan habe ich nichts gefunden…

  4. 14. Juni 2023 / 6:07

    Hallo ihr
    Danke für den Bericht, tönt gut. Wir sind aktuell auf dem selben Weg, aber mit Bus und Zug unterwegs🙂. Im Moment sind wir in Tiflus am klären, wie wir die Weiterreise organisieren.
    Hattet ihr eine Begleitperson durch Russland oder seid ihr einfach durchgefahren und das lief so problemlos? Und habr ihr das Visum in Tiflis gemacht?
    Vielen herzlichen Dank und gute Reise
    Dorothea

    • 14. Juni 2023 / 8:23

      Hallo Dorothea,
      lieben Dank für deine Nachricht.
      Wir sind einfach so durchgefahren. War alle in Ordnung.
      Wie das nun mit den Öffis funktioniert, kann ich dir leider nicht sagen.
      Wir haben unsere Russland Visum in Italien (unserem Heimatland) gemacht und dafür die Pässe nach Hause geschickt.
      Es gibt wohl manchmal auch Transit Visas in Tiflis, doch die werden nicht immer ausgestellt. Ihr könnt dort an der russischen Visaszweigstelle nachfragen (sie befindet sich in der Schweizer Botschaft).
      Das Russland Visum im Heimatland zu machen ist definitiv einfacher, wenn man irgendwie die Möglichkeit dazu hat.

      Gute Reise weiterhin!
      GLG aus Usbekistan

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